Nachsitzen nicht erwünscht! / Teil 2
Vor Jahr und Tag / 17:
Es ist spannend und erfreulich zugleich, wenn durch das Schreiben von Blogs Reaktionen bei den Leserinnen und Lesern entstehen. Konstruktive Gespräche, Diskussionen und Fragen haben den ersten Teil dieses Themas wie kaum ein anderes zuvor begleitet (siehe voriger Beitrag).
„Ich habe es auch bei mir festgestellt, immer wieder dieselben Lektionen, manchmal glaube ich, dass ich an mir gar nicht selber vorbeikomme“, schrieb mir eine Leserin. Somit habe ich mich entschlossen, dieses „Nachsitzen“ noch einmal aufzugreifen und von einer anderen Seite zu beleuchten. In der kleinen Schrift „Die Trilogie des Seins“, habe ich auf den Seiten 19 und 20 bereits versucht, für dieses sich wiederholende „Phänomen“, klärende Worte zu finden.
Ich erlaube mir daher diese Passage aus dem Buch originalgetreu zu zitieren:
„Wie oft wird uns erst im Nachhinein deutlich, welche Lektionen es im Leben zu lernen gibt oder im schlechteren Fall zu lernen gegeben hätte. Ähnlich dem Schüler, der wieder und wieder bei derselben Prüfung durchfällt, schmerzt es den Therapeuten, wenn die Klienten es ihm gleichtun. Stets durch dieselbe Türöffnung schreitend, sich den Kopf am Balken blutig schlagend, schimpfen sie über den Zimmermann. Ein symbolisches Bild, welches verdeutlicht, dass wir mit einer penetranten Beharrlichkeit auf immer dieselben Themen treffen, bis wir gelernt haben, uns zu „beugen“ oder einen anderen Raum zu betreten. Es liegt nicht in unserer Macht, die übergeordnete Gesetzmässigkeit zu erkennen, sehr wohl aber, sich dieser zu öffnen. Die Entwicklung unserer Seelenaspekte baut darauf auf, Spannungen und Herausforderungen als uns zugewiesene Lebens-Lektionen zu erkennen und schliesslich auch zu bearbeiten.
Mit anderen Worten bedeutet dies, dass SPANNUNGSASPEKTE, durch Probleme und Überforderung ausgelöste Situationen, das Fundament unserer Entwicklung darstellen.
Um diesen Aspekt zu verdeutlichen, habe ich den Begriff des „Kater Mikesch Prinzips“ kreiert. Lassen Sie mich dieses an einem konkreten Bild näher erläutern.
Eine Katze ist mit ihrem Herrchen umgezogen und erkundet ihr neues Umfeld. Dabei stösst sie in einem der umliegenden Gärten auf ein sonderbares kleines Häuschen mitten auf der Wiese. Neugierig pirscht sie sich heran um zu schauen, was sich darin versteckt. Da schiesst auf einmal ein bulliger Hund mit fletschenden Zähnen aus dem Häuschen direkt auf sie zu. Die Katze erschrickt zu Tode und flieht erfolgreich erst auf einen Baum und dann über den Rasen zurück in ihr sicheres Heim. Der Schock sitzt ihr so tief, dass sie niemals mehr an diesen Ort des Schreckens zurückkehrt.
Spielen wir nun in symbolischem Sinne dieselbe Situation mit einem Menschen durch, so wird auch er sich, ähnlich der Katze, erschrecken und fliehen. Im Gegensatz zu ihr allerdings wird er im Laufe des Lebens von diesen Augenblicken der „Panik“ immer wieder magisch angezogen. Die Situation mag sich örtlich unterscheiden, bleibt allerdings inhaltlich identisch. Die Faszination wird ihn begleiten und immer wieder wird er sich in eine ähnliche Lage begeben, weil diese ihn in den Bann zieht.
Eine banale Geschichte, doch steht diese stellvertretend für einen Mechanismus, welcher der menschlichen Seele entspricht. Der Mensch muss immer wieder an jenen inhaltlichen Ursprung zurück, der ihn prägend beeinflusst hat. Solange, bis sich die Erfahrung als Erkenntnis in seinem Lernfeld gelöst hat…
Diese so erlebte „SPANNUNG“ ist es, welche den Menschen weitgehend beeinflusst und an die persönlichen Lernfelder seines Lebens heranführt.
Wenn es gelingt, die Probleme, Konflikte und Herausforderungen, welche wir als Spannungen wahrnehmen, in diesem Sinne als Chancen persönlichen Wachstums zu betrachten, diese auf unserem Entwicklungsweg zu integrieren, steht uns die Pforte zum Lehrgebäude des Lebens und dem damit verbundenen „Warum“ weit offen…