Bis dass der Tod Dich scheidet
Beinahe hätte ihn der Maserati erwischt.
Paradoxli erschrickt beim Überqueren der Strasse und bringt sich mit einem Luftsprung in Sicherheit. In diesem Moment wird ihm bewusst, wie unachtsam er ist. Das Telefonat mit Elvira hat ihn richtig aus der Fassung gebracht. Lange Zeit waren sie und Bert das Vorzeigepaar im Bekanntenkreis.
Dann dies. Vor zwei Wochen ohne irgendwelche Anzeichen ist Elvira ausgezogen und seitdem herrscht im wahrsten Sinne des Wortes Rosenkrieg. In der Rolle des Prellbocks und mittendrin Paradoxli. Er halte ihr absichtlich das Geld für den Unterhalt zurück, weinte sie ins Telefon. Vor zwei Tagen erhielt sie einen eingeschriebenen Brief mit drei Seiten Vorwürfen etc. Paradoxli seinerseits traf sich erst gestern mit Bert zu einem Bier, wo dieser sich im Zorn darüber beschwerte, dass sie die Kinder gegen ihn aufhetze, ohne Vorankündigung die Polstergruppe am vergangenen Montag abholen liess etc.
Paradoxli überquert erneut eine Strasse, diesmal vorsichtig und auf dem Zebrastreifen. Ja, es beschäftigt ihn, dass er über kurz oder lang mindestens einen der beiden als Freunde verlieren wird. Ist es nicht so, dass alle Beteiligten in einer solchen Situation ihren Anteil daran haben, wenn eine Beziehung in die Brüche geht, denkt er sich. Und dann auf diese Weise. Er mag für keinen der beiden Partei ergreifen, er hat sie stets als starkes Paar nach Aussen hin erlebt. Daher ist die Vehemenz dieser Tragödie umso überraschender.
Paradoxli ist im Park angekommen. Er setzt sich auf eine Bank. Sein Blick gleitet über den Teich, Enten und Schwäne schwimmen friedlich auf dem Wasser.
Paradoxli kehrt zu seinen Gedanken zurück. Wie kann es sein, dass man vorgibt einen Menschen zu lieben und kaum funktioniert der eine nicht mehr wie man es sich vorstellt, verwandeln sich all die Gefühle und Emotionen in Wut und Hass. Es ist doch paradox, wenn es nicht gelingt, aus einer scheinbar 30 jährigen, tiefen und echten Verbundenheit einen würdigen und respektvollen Abschluss zu finden.
„Lieber wäre sie tot als dass sie jetzt anderswo wohnt“, der schlimmste Satz von Bert hallt noch immer in Paradoxlis Ohren nach…